Das 5. Plattsounds-Finale sorgte am Samstag, 21. November, nicht nur für eine bis auf den letzten Platz gefüllte Lagerhalle, sondern auch für eine durchweg lockere Stimmung – trotz der Aufregung der insgesamt neun Finalisten. Sie traten an mit Pop, Indie und Shanty, Death Metal, Rock und Rap und gaben alles – auf Platt! Denn es ist die Philosophie des Wettbewerbs, junge Amateurbands zwischen 15 und 30 Jahren mit ihrer Musik abzuholen und auf diesem Weg zum plattdeutschen Song zu (ver)führen.
Unter den Finalisten aus ganz Niedersachsen waren allein vier Bands aus dem Osnabrücker Land – ein Anteil, der sich sehen lassen kann, so Susanne Tauss vom Landschaftsverband Osnabrücker Land. Natürlich winkten auch attraktive Preise: So nahm die Band Mumpitz, die einen frechen ostfriesischen HipHop-Song mitbrachte, den im Online-Voting erreichten Publikumspreis in Höhe von 300 Euro entgegen. Der dritte Preis, dotiert mit 350 Euro, ging an den Shanty-Chor Lunzburg. Die drei Musiker aus Rotenburg/Wümme, die stilecht mit Quetschkommode auftraten, hatten ihr „Hart verlorn in Bremerhoben“ und besangen mit Humor die bange Frage „Is he mi ook treu“? Die achtköpfige Band von Maddy Yo thematisierte gleichfalls die Liebe, jedoch als einzige Rettung „in düsse koolt und verloten Welt“. Mit ihrer Musik, ihrer Performance und ihrer Gesamtwirkung – dies die Kriterien – räumte Maddy Yo den zweiten Preis ab. Er ist mit 600 Euro dotiert.
Der erste schließlich ging an Toni Trash – kein Neuling mehr beim Plattsounds-Contest, hatte die Band doch schon vor einigen Jahren den Nachwuchspreis erobert. Nun durfte sie dank ihres absolut überzeugenden Auftritts mit 1.000 Euro nach Hause gehen – zugleich mit der Qualifikation für die Teilnahme am Semifinale des Bandwettbewerbs „Local Heroes“. Auch wenn in ihrem Song „Fragen“ Melancholisches anklang, waren sie in ihrer Siegesfreude, die sie mit Maddy Yo einvernehmlich teilten, kaum zu bremsen. Mag sein, dass es ein Mitglied dieser Band war, das am späteren Samstagabend auf einer Geburtstagsparty gesichtet wurde, als es schon durch die Türe rief: „Wir haben gewonnen! Wir haben gewonnen!“ Die vierköpfige Plattsounds-Jury, bestehend aus dem Fofftig-Penns-Musiker Malte Battefeld, dem Local-Heroes-Vertreter Dennis Meinken, der ostfriesischen YouTuberin Neele Sinning und dem Liet-International-Vertreter Tjitte Jan Hogeterp aus Westfriesland, kam in ihrer Beratung jedenfalls auffallend rasch zu einem überzeugenden Ergebnis.
Liet International war noch mit zwei weiteren Kolleginnen und einem Kollegen aus den Niederlanden prominent vertreten: Tjallien Kalsbeek, Geert Dantuma und Gina Kamsma (Vorsitzende) vom Board des internationalen Bandwettbewerbs zu Minderheitensprachen zeigten sich allesamt vom Osnabrücker Plattsounds-Finale begeistert. Ihren Aufenthalt nutzten sie zudem, gemeinsam mit Plattsounds-Vertretern sowie mit Kriśtóf Buza vom Sekretariat für Minderheitensprachen des Europarats ein Meeting in Osnabrück abzuhalten. Hier wurden u. a. weitere künftige Schnittstellen zwischen Liet International und der kleinen Schwester Plattsounds ausgelotet. Buza wünschte in seinem Grußwort zu Beginn des Finales allen Bands weiterhin viel Freude mit dem Plattdeutschen, das er – gebürtiger Ungar – über weite Strecken in seine Ansprache einflocht. Patricia Mersinger, Vorsitzende des Landschaftsverbandes Osnabrücker Land e. V., begrüßte alle Musiker und Gäste gleichfalls herzlich und konnte – wenngleich „tolopen Volk“ – dem Wettbewerb und dem lebendigen Experiment von Plattsounds, dem Niederdeutschen einmal von einer ganz neuen Seite her Gehör zu verschaffen, viel abgewinnen.
Das Bühnengewusel, das durch Auf- und Abbau von Instrumenten und Technik nach jedem Song entstand, überbrückte frech und charmant die von Plattsounds kaum mehr wegzudenkende Moderatorin Annie Heger. Das hingerissene Publikum dankte es ihr sichtlich. Die heitere und zugleich seitens der Band-Freunde und -Verwandten freudig gespannte Stimmung im prallvollen Saal hielt den ganzen Abend unvermindert an. Nach der Veranstaltung wurden sogar Stimmen laut, dass eine Wiederholung in Osnabrück toll wäre. Das Organisationsteam aus Thorsten Börnsen (Lüneburgischer Landschaftsverband), Matthias Kahrs (Plattsounds-Büro), der kurzfristig eingesprungenen Anna-Lene Sommer (Oldenburgische Landschaft) sowie Susanne Tauss und Monika Schnuck (Landschaftsverband OS Land) samt der ehemaligen FSJ’lerin Berit Varnhorn war glücklich und erleichtert, den Abend souverän und erfolgreich durchgeführt zu haben – auch dank der unkomplizierten Zusammenarbeit mit der Lagerhalle.
Ein weiterer schöner Effekt des Osnabrücker Plattsounds-Finales war es aber auch, eine noch relativ neue regionale Band kennenzulernen: Wippsteert aus Thiene singt auf Platt und macht einen hinreißenden Folk-Rock, der das Publikum durchweg überzeugte. Dass sie nicht am Wettbewerb teilnahmen, war lediglich in ihrem jenseits der Vorgaben liegenden Altersdurchschnitt begründet. So sorgten sie auch dafür, dass es während der Juryberatung nicht langweilig wurde.
Und es geht natürlich weiter: „Plattsounds in Ossenbrügge“, so Thorsten Börnsen, „weer ´n richtig runne Saak un ´n Riesenerfolg för de junge plattdüütsche Musikszene in Neddersassen. Wi all freit uns nu al op dat Emsland un de Graafschap Bentheim, wo wi 2016 to Gast sünd.“
Projektträger von Plattsounds sind die Landschaften und Landschaftsverbände in Niedersachsen in Kooperation mit dem Institut für Niederdeutsche Sprache in Bremen.